Chor des Blue Lake Camp gastierte vor begeistertem Publikum in Wertingen. Freundschaftliche Bande der Stadtkapelle kommen dem Zusamtal zugute.
Von Hertha Stauch
Wertingen erlebte am vergangenen Wochenende wieder einmal Tage mit musikalischen Höhepunkten. Gäste aus dem Blue Lake Fine Arts Camp im US-Bundesstaat Michigan bescherten den Wertingern mit dem „International Choir“ einen Hörgenuss von besonderer Qualität. Schweißgebadet bei tropischer Hitze sang der Chor mit 69 jungen und jugendlichen Frauen und Männern am Samstagabend ein enthusiastisches a capella Konzert – Chormusik erster Güte, wie sie in Wertingen wohl selten zu hören ist.
Es war ein riesiges Gastgeschenk, das der Chor den Zusamtalern und der Stadtkapelle Wertingen bereitet hatte, die seit 1998 freundschaftliche Bande mit dem Blue Lake Camp im Rahmen eines ständigen Jugendaustausches unterhält. Die Chorsänger, die aus allen US-Bundesstaaten kommen und im Camp geschult werden, waren beste Botschafter ihres Landes und zeigten die vielfältigen Kulturen ihrer Staaten auf, aber auch ihre große Sympathie für die klassischen Meister der europäischen Musik- und Volkskulturen: Spirituals, moderne Broadway-Melodien, geistliche Lieder, amerikanische Volksweisen und sogar unsere „Vogelhochzeit“. Chorisch inszeniert scheute sich die bestens geschulte Gruppe unter Leitung von Thomas Wirtz aus Minden vor keiner Schwierigkeit und wurde denn auch vom zahlreichen Publikum mit begeistertem Beifall belohnt.
Wie sehr die Amerikaner auch im Amateurbereich auf professionelle Qualität bedacht sind, zeigte sich an den Solisten, die mit dem Chor gereist waren. Sabrina Laney Warren (Sopran), Bridget Skaggs (Mezzo-Sopran), Zachary Vanderburg (Tenor) und Jared Levin (Bass) sind Hochschul- und Universitäts-Absolventen mit zum Teil jahrelanger Bühnenerfahrung, die sie beim zweiten Konzert in der Augsburger Ulrichskirche am Sonntagabend einbrachten. Beim Wallfahrtsgottesdienst in Sankt Ulrich sang der Chor, begleitet vom in Augsburg gastierenden „International Youth Symphony Orchestra“ aus dem Blue Lake Camp eine Messe von Ludolph Arens (1880 bis 1947). Im Anschluss an die Eucharistie, die zahlreiche Zusamtaler mitfeierten, zeigten die amerikanischen Musiker ihr Können beim Te Deum von Anton Bruckner (1824 bis 1896) – gewaltige chorale Musik, die in der Ulrichskirche eindrucksvoll zum Ausdruck kam.
Für die Amerikaner, die vier Tage im Zusamtal zu Gast waren, bedeutete der musikalische Einsatz stetige Höchstleistung. Denn neben dem Musik- gab es auch ein umfangreiches Besichtigungsprogramm, unter anderem eine Fahrt nach Schloss Neuschwanstein, organisiert von Musikschul-Managerin Karolina Wörle. Diese hatte sich auch um die Übernachtungen bei den Gasteltern der Stadtkapelle gekümmert, die allesamt ihre Schützlinge schnell ins Herz geschlossen hatten. Wie zu hören war, fehlte es den jungen Amerikanern an nichts und sie genossen die schwäbisch-bayerische Lebensart und Küche trotz der Hitze nach Herzenslust.
So war auf den Wertinger Privat-Terrassen ebenso wie in den Biergärten und Gastrobetrieben das ganze Wochenende über amerikanischer Slang zuhören – letztmals am gestrigen Montagmorgen, als sich die US-Musiker mit einem segensreichen Lied von ihren Gastgebern verabschiedeten. Dass das nicht für immer sein soll, sagten sie auf ihre Art: „Auf Wiedersehen und bis später“. Blue Lake – dieser Name wird also in Wertingen immer wieder zu hören sein.