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Der „68. Internationaler Musikwettbewerb der ARD München 2019“ war seit 2012 der erste, wo auch wieder eine Klarinetten-Wertung beinhaltet war.

Ein Grund für Manfred-Andreas Lipp, sich beim Finale Klarinette im Prinzregententheater am 11. September über die derzeitige internationale Elite und Situation zu informieren. Der Musiklehrer, mit vielen Preisen bei Musikwettbewerben seiner Schüler, Ensembles, Orchester und Bands ausgezeichnet, informiert und orientiert sich bei allen Gelegenheiten durch eigene Teilnahme, anregende Gespräche mit Fachleuten und bildet sich dabei gerne sein eigenes Urteil. Nachdem alle deutschen Teilnehmer bereits in der 1. Vorrunde aus dem Wettbewerb „geflogen“ waren, was bei der Zusammensetzung der Jury kein Wunder war, musste sich Lipp auch beim Finale auf Überraschungen einstellen. Seine Einschätzung bestätigte sich, denn er lag beim Publikumspreis genau richtig und stand nach dem Urteil der Jury unter Schock. Das „Klarinettenwunder“ Han Kim (*1996) aus Südkorea wurde zusammen mit dem Portugiesen Carlos Brito Ferreira mit einem 2. Preis gewertet und der Franzose Joë Christophe erhielt den 1. Preis der Klarinettenwertung.

Festival der Boehm-Klarinette

Es war ein Festival der Boehm-Klarinette, die in professionellen deutschen Kulturorchestern nicht akzeptiert wird, weil es Traditionen gibt, die gepflegt und erhalten werden müssen, sonst klingt künftig alles gleich, was z.B. die Österreicher und die Deutschen bisher mit Erfolg verhindern. Beeindruckend, wie sich Carlos Alexandre Brito Ferreira, begleitet vom Münchner Rundfunkorchester unter Valentin Uryupin beim Konzert für Klarinette und Orchester (Sándor Veress 1907-1992) mit den vorzüglichen Streichern und dem temperamentvollen Dirigenten für eine tolle, teilweise riskante Interpretation engagiert hat. Joë Christophe und Han Kim hatten sich mit dem Konzert für Klarinette und Orchester (Elliott Carter 1908-2012) auf ein spannendes Musik-Ereignis eingelassen und auf äußerst unterschiedliche Weise die gleiche Musik interpretiert. An 7 verschiedenen Plätzen im Orchester spielend, gestalteten sie die einzelnen Teile des Werkes. Während Han Kim, vielleicht vom Studium bei Prof. Sabine Meyer und Prof. Rainer Wehle in Lübeck geprägt und zum „Diamanten“ geschliffen mit edlem Klang und der Präzision einer Rolex aufwartete, glänzte Joë Christophe individuell und mit dem üblichen, bekannten, normalen Boehm-Sound. Das ist bei einem internationalen Wettbewerb sicher in Ordnung, für die Pflege der besonderen und z.B. bei Klarinetten und Hörnern erhaltenen speziellen Tugenden großer Kulturnationen sehr zu bedauern. Ein Trost für viele Besucher, die bestimmt nicht ohne musikalische Bildung und Klangvorstellung waren ist sicherlich, dass sie das Wichtigste in den Focus rücken konnten und das ist ihre eigene Meinung. Mit dieser Meinung wählte das Publikum per Abstimmung Han Kim auf den 1. Platz. Damit gewann dieser den Publikumspreis und die selbstbewussten Besucher lagen so auch genau richtig.