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Musik und Lyrik auf der Zusaminsel

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Musikschule Wertingen: Herr Burkard, Sie stellen sich auf der Zusaminsel in Wertingen am 13. September ab 11.30 Uhr bei schönem Wetter im Rahmen des Konzertes von „Vierklang“ als Dichter von Lyrik vor. Wie kam es dazu?

Gerhard Burkard: Ich kenne Herrn Lipp schon seit über 40 Jahren. Wir treffen uns manchmal auf Konzerten und Vernissagen. Einmal trafen wir zufällig bei einer 14-tägigen Busreise in die Türkei zusammen. Wir hatten viele gute Gespräche miteinander. Uns ging, wie man in Schwaben sagt, das Drum nie aus. Kurz vor der Coronakrise trafen wir uns noch auf einer Vernissage über den Künstler Helmut Walter in Gempfing. Dort hat mich Herr Lipp zu der Veranstaltung auf der Zusaminsel eingeladen, er hat mich nicht überreden brauchen. Ich fühle mich geehrt mit Herrn Lipp auftreten zu dürfen.

 

Musikschule: Sie waren im Hauptberuf Lehrer. Was hat nun dazu geführt, dass Sie angefangen haben ihre Gedanken und Eindrücke in Lyrik zu formulieren?

Gerhard Burkard: Ich hatte vor 20 Jahren eine schwer Erkrankung, die meine Pensionierung zur Folge hatte. Um eine neue Erkrankung zu vermeiden, sollte ich Stress abbauen. Deshalb habe ich auch meine Tätigkeiten in den verschiedenen Vereinen aufgegeben. Die angebliche Leere war eigentlich Muse. Viele Gedanken reimten sich nacheinander von selbst zu kleinen Gedichten. Die Muse küsst nur den, der Muse hat. Es war nicht besonders schwer, denn ich habe Gedichte schon immer geliebt. Eine reiche Lebenserfahrung machte es mir leicht verschiedenste Themen zu bearbeiten.

 

Musikschule: Sie drücken sich in Dialekt und in Schriftdeutsch aus. Wann bevorzugen Sie Dialekt und was soll in Schriftdeutsch formuliert sein?

Gerhard Burkard: Ich halte den Dialekt gleichwertig dem Schriftdeutschen. Im Dialekt kann man fast jedes Thema bearbeiten, während im Schriftdeutschen oft passende Wörter fehlen. Der Dialekt ist reicher. Wann ich was einsetze, hängt von der Geschichte ab, die ich erzählen will.

 

Musikschule: Lehrer, Dichter! Was beschäftigt Sie noch im Ruhestand?

Gerhard Burkard: Als Lehrer, vor allem als Volksschullehrer, ist man vielseitig interessiert. Zurzeit beschäftigen mich die Physiotherapeuten, denn das Alter fordert seinen Tribut. Ansonsten arbeite ich gern in meinem großen Garten, interessierte mich für Kunst, lese gerne, höre Musik und gehe auf Reisen, wenn es wieder möglich ist. Ein großes Hobby ist meine Krippensammlung. Außerdem habe ich von beinahe 100 bildenden Künstlern Werke aufgezeichnet, die im 20. Jahrhundert rund um Wertingen gearbeitet haben. Vor fünf Jahren ist von mir ein Büchlein mit über 200 Epigrammen erschienen. Zurzeit ist ein Gedichtband mit 100 lyrischen Gedichten kurz vor der Fertigstellung.

 

Musikschule: Wie kam es zu dieser Vielfalt an Interessen und Tätigkeiten?

Gerhard Burkard: Ein Volksschullehrer muss vielseitig sein, sonst ist er fehl am Platz. Weitgestreute Begabung und Fachbegabung halte ich für gleich wertig. Wichtig ist, dass man seinen rechten Platz findet.

 

Musikschule: Wenn Sie lesen, was sind bevorzugte Autoren und was würden Sie weniger beachten?

Gerhard Burkard: Ich lese sehr viel, fast jeden Tag 20-30 Buchseiten. Ich habe einmal eine alte Bibliothek aufgekauft und bin dadurch in den Besitz von vielen Büchern gekommen, die heute nicht mehr „in“ sind, aber inhaltlich die gleichen Probleme ansprechen, wie sie in der heutigen Zeit auch da sind. Die meisten Bestseller der heutigen Zeit sind lesenswert. Besonders gut finde ich ein Buch, wenn es mich zu einem Gedicht oder Epigramm anregt.

 

Musikschule: Ihre Familie hat viele Berührungspunkte mit Musik. Was hören Sie gerne?

Gerhard Burkard: Mein Großvater sang mit 80 Jahren noch Soloparts im Buchdorfer Kirchenchor. Mein Vater sang lange Jahre in einem Männergesangsverein. Bei mir hat die musikalische Begabung der Familie nachgelassen. Ich habe zwar im Dillinger Seminarchor in allen vier Tonlagen (altersbedingt) mitgesungen und die konzertanten Messen schätzen und lieben gelernt. Für das Lernen eines Instruments fehlten mir die finanziellen Möglichkeiten meiner Eltern. Dafür habe ich allen meinen Kindern die Möglichkeit gegeben, ein Instrument zu erlernen. Mein Enkel Manuel ist ein hervorragender Pianist. Er macht mir große Freude. Ich höre vor allem Klassik, auch gute Blasmusik, davon am liebsten die Wertinger Stadtkapelle. Musik ist so vielgestaltig wie bildende Kunst und Literatur. Wer daran seine Freude hat, ist reicher als ein Banause mit einem Millionenkonto.

 

Musikschule: Vielen Dank für das Interview und weiter viel Freude an Ihren Hobbies, Glück und Gesundheit!